IFRS 19 wurde entwickelt, um den Aufwand bei der Erstellung von Abschlüssen für die in den Anwendungsbereich fallenden Tochterunternehmen zu verringern.
Der Standard kann von einem Tochterunternehmen angewendet werden, wenn:
- keine eigene öffentliche Rechenschaftspflicht besteht (insbesondere keine Eigenkapital- oder Fremdkapitalinstrumente an einem öffentlichen Markt notiert sind) und
- das Mutterunternehmen einen vollständigen IFRS-Konzernabschluss erstellt.
Ein Tochterunternehmen, welches IFRS 19 anwendet, kann die vollständigen IFRS-Vorschriften für Ansatz, Bewertung und Ausweis anwenden, jedoch mit erheblich reduzierten Anhangangaben im Vergleich zu den „full-IFRS“. Das Tochterunternehmen hat in einer ausdrücklichen und uneingeschränkten Erklärung die Übereinstimmung mit den IFRS sowie einen expliziten Hinweis auf die Anwendung von IFRS 19 anzugeben.
Wesentliche Änderungen und Auswirkungen durch IFRS 19 sind:
- Verminderte Angabepflichten: Die Anwendung reduziert die Angabevorschriften im Einzel- oder Teilkonzernabschluss erheblich.
- Kostenersparnis: Die Reduktion der Angabepflichten führt zu einer Vereinfachung des Abschlussprozesses und soll eine wesentliche Verringerung der Erstellungskosten bewirken.
- Qualität der Informationen: Die Nützlichkeit der bereitgestellten Informationen bleibt trotz der reduzierten Angabepflichten erhalten.
Auswirkungen in der Praxis für deutsche Unternehmen:
IFRS 19 kann für deutsche Unternehmen von Bedeutung sein, wenn sie ausländische Tochtergesellschaften haben, die nach den jeweiligen nationalen Vorschriften einen IFRS-Einzelabschluss erstellen dürfen. In solchen Fällen kann die Anwendung von IFRS 19 die Offenlegung eines „vereinfachten“ IFRS-Einzelabschlusses attraktiv machen. Ansonsten wird IFRS 19 nur begrenzte Bedeutung haben, da deutsche rechnungslegungspflichtige Unternehmen stets einen HGB-Einzelabschluss aufzustellen haben und eine unmittelbare, ausschließliche Nutzung der IFRS im Einzelabschluss nicht in Betracht kommt.
Fazit: IFRS 19 kann eine wesentliche Erleichterung für Tochterunternehmen darstellen. Der Standard ermöglicht es die IFRS-Vorgaben mit weniger Angabepflichten anzuwenden, ohne die Qualität und Entscheidungsnützlichkeit der bereitgestellten Informationen zu beeinträchtigen. Unternehmen, die die Voraussetzungen erfüllen, sollten die frühzeitige Anwendung des Standards in Betracht ziehen, um von den Vorteilen zu profitieren.